Hochleistungssport und gnadenloser Wettbewerb züchten zwangsläufig solche Wesen wie Matthias Sammer. Dazu haben wir Berater-Banden und ein Jugendförder-System, das Kicker-Maschinen am Rande des Klonen entwickelt, denen bei all dem Gefasel um Konkurrenz und mentale Stärke sowie dem ständigen Druck seit Kindertagen wirkliche Werte überhaupt nicht mehr zu vermitteln sind.
Eine solche Einsicht wäre aber Voraussetzung, um nachzuvollziehen, was Jürgen Klopp tatsächlich gemeint hat. Bayern München verdankt seine Vormachtstellung ausschließlich einer gegenüber der nationalen Konkurrenz geradezu grotesken wirtschaftlichen Überlegenheit. Wenn sich fünf DAX-Konzerne zusammentun, um mehr oder weniger normale Fußballvereine klein zu halten, zudem skrupellos jede Aufbauarbeit in anderen Klubs durch Abwerben der besten Spieler zunichte gemacht wird, dann ist und bleibt das ein schändliches Treiben, das jeden wirklichen Sportsfreund empören muss. Und es ist völlig unerheblich, dass dies Millionen Fans deshalb anders sehen, weil sie Fußball als reines Geschäft total verinnerlicht haben. Ohne Chancengleichheit ist jeder Wettbewerb aber zwangsläufig eine Farce.
Bei Bayern beruht das alleinige Geschäftsmodell seit den achtziger Jahren darauf, sich Titel durch wirtschaftliche Überlegenheit quasi zu "kaufen". Denn das Geld keine Tore schießt, ist dummes Zeug. Bezeichnend, wie Uli Hoeness nach dem sportlichen Debakel des letzten Jahres zischte: "Wir kaufen jetzt so lange neue Spieler, bis wir wieder alleine oben sind." Kein Gesetz verbietet ihm das. Aber dem staunenden Betrachter bietet sich das Bild eines unsympathischen Neureichen, der um jeden Preis und mit dem Einsatz aller Mittel seine Vormachtstellung bewahren will. Der Vergleich mit James Bonds Gegenspielern ist da schon ganz pfiffig. Und weil man ja weiß, was denen am Ende stets blüht, bleibt auch für Samstag ein bisschen Hoffnung, dass das Spiel "gut" ausgeht.